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Meilensteine der Aufbereitungsanlage gesetzt

„Mit der Kohle hätten wir vielleicht grillen sollen“, lacht Gregor Langenberg. Bei Bohrungsarbeiten für die Gründung der neuen Aufbereitungsanlage in Überruhr war ein Baggerführer nämlich auf ein mächtiges Flöz gestoßen. „Haben wir aber dann doch nicht.“ Statt eines Tagebaus führt der Werkleiter der Wassergewinnung Essen GmbH (WGE) ein Bautagebuch. Darin steht, dass auf der Baustelle der neuen Aufbereitungsanlage derzeit mit Hochdruck die fast zweimonatige Winterstarre aufgeholt wird. Denn 2013 soll in Essen eine neue Ära der Trinkwassergewinnung anbrechen.

55 Millionen Euro investiert die Wassergewinnung Essen GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen der Stadtwerke Essen AG und der Gelsenwasser AG in die neuen Aufbereitungsstufen und den Bau einer 2,8 Kilometer langen Doppel-Leitung zwischen den zukünftig gemeinsam betriebenen Wasserwerken in Überruhr und Horst. Mit dem Zukunftsprojekt wird zum einen die Kapazität dem gesunkenen Bedarf angepasst und zum anderen die ohnehin hervorragende Trinkwasserqualität weiter gesichert.

Ursprünglich sollten die Bauarbeiten für das zukunftsweisende Projekt bereits im Jahre 2011 abgeschlossen sein. Doch die juristischen Folgen eines aufwändigen Vergabeverfahrens und der harte Winter 2010 sorgten für Verzögerungen. „Der Winter hat uns richtig ausgebremst. Wir konnten zwei Monate nicht betonieren“, erklärt WGE-Werkleiter Gregor Langenberg. „Da wir zu dem Zeitpunkt mitten in der Rohbauphase waren, hat uns das merklich Zeit gekostet.“ Doch nun geht’s wieder flott voran.

Taucher wurde nass
Die ersten Meilensteine sind gesetzt. Dazu gehört die sogenannte Dükerung. An einer Stelle kreuzen die Doppel-Leitungen die Ruhr. Die Flussunterführung war eine wochenlang vorbereitete Präzisionsarbeit. Schließlich konnte die sorgsam präparierte, 90 Meter lange und mit Beton ummantelte Trinkwasser-Pipeline in einem Stück in die Ruhr gezogen und in die ausgebaggerte Rinne im Flussgrund abgesenkt werden. Ein Taucher hielt sich in voller Montur bereit, um bei möglichen Problemen eingreifen zu können. Doch alles lief wie geplant. Der Taucher wurde trotzdem nass. Um das Sitzen in der sengenden Sonne erträglich zu machen, wurde er regelmäßig mit Wasser überschüttet.

Rasant wächst auch der Reinwasserbehälter der künftigen Wasseraufbereitungsanlage II in Überruhr heran. Das Fundament der Großanlage im Hochwassergebiet wird von 229 gegossenen Pfählen gehalten. „Wir verbauen rund 2.500 Tonnen Stahl und über 10.000 Kubikmeter Spezialbeton“, zählt Gregor Langenberg auf. Die drei Kammern des Behälters sollen einmal 15.000 Kubikmeter Wasser fassen.

Im Einklang mit der Natur
Mit der neuen Anlage soll das Ruhrwasser künftig noch stärker im Einklang mit der Natur in Trinkwasser verwandelt werden. Neue Aufbereitungsstufen wie UV-Desinfektion, Aktivkohlefiltration und physikalische Entsäuerung erweitern die vorhandenen Aufbereitungsstufen Langsamsandfiltration, Ozonung, Flockung und Schnellfiltration. Zukünftig können auch kleinste Spurenstoffe wie perfluorierte Tenside (PFT) oder Arzneistoffe einfacher als bisher aus dem Wasser gefiltert werden. Gregor Langenberg: „Nach der Erweiterung können wir das Trinkwasser weitgehend chemikalienfrei aufbereiten. Das ist ein Gewinn für die Verbraucher.“